Das Alltäglichste für etwas weniger Geld
Sylvia Stam
Anderthalb Liter Milch kosten im Caritas-Markt Fr. 1.20 statt 1.60, ein grosses Erdbeerjoghurt 1.05 statt 1.90, ein Kilo Spaghetti gibt es für 1.20 statt 1.40. Die Differenzen mögen gering erscheinen, für Leute mit kleinem Budget machen sie etwas aus. Etwa für die 52-jährige Frau aus Luzern, die an diesem vorweihnächtlichen Freitag im Caritas-Markt Luzern einkauft. Sie besorgt hier vor allem Brot, Mehl und Zucker. Solche Grundnahrungsmittel werden günstiger angeboten, als sie von Caritas eingekauft wurden. «Ab und zu liegt etwas Exklusives drin, etwa ein Panettone», erzählt die Frau weiter.
Kinder können nicht verstehen
Um im Caritas-Markt einkaufen zu können, benötigt man eine Kulturlegi. Der rege Betrieb im Laden zeigt, dass viele Menschen in der Region von Armut betroffen sind. Dennoch ist es nicht leicht zu erfahren, wo gespart wird, wenn das Geld nicht reicht. Manche möchten keine Auskunft geben, bei anderen ist die Sprache ein Hindernis.
Angebote für Religionsunterricht und Teams
Um für das Thema Armut zu sensibilisieren, macht Caritas Zentralschweiz, Partnerin der Landeskirche in der Diakonie, in diesem Jahr zwei Angebote. Beide sind kostenlos; die Blöcke dauern einen halben Tag.
- Religionsunterricht | Für Jugendliche ab der 6. Klasse bis Ende Oberstufe; Auseinandersetzung mit dem Thema Armut und Einblick in die Arbeit von Caritas Zentralschweiz an deren Standort in Luzern-Littau.
- Pastoralräume, Kirchenräte, Pfarreiräte | Für Teams bis ca. 15 Personen, am eigenen Standort, Auseinandersetzung zum Thema Armut.
Der Caritas-Markt beschäftigt auch Menschen, die Sozialhilfe beziehen und ein Praktikum absolvieren, um im ersten Arbeitsmarkt wieder Fuss zu fassen. Eine von ihnen ist eine 38-jährige Frau mit Wurzeln in Eritrea und Äthiopien. Sie erhält von Caritas keinen Lohn, macht aber Erfahrungen, die sie bei Bewerbungen vorweisen kann. «Zu essen haben wir genug», erzählt sie, «aber mein Sohn möchte gerne in den Europapark, wie seine Freunde.» Doch das Geld gehe in die Miete und ins Essen, sagt die dreifache Mutter. «Die Kinder verstehen oft nicht, warum bei uns nicht alles drinliegt.» Ein syrischer Kurde (39), der mit seiner Frau und dem zweijährigen Sohn einkaufen kommt, macht seit 15 Jahren keine Ferien, ausser Verwandtenbesuche in Deutschland. Ein 32-jähriger Automechaniker aus Eritrea ist froh, dass seine Frau so gut mit dem Geld umgehen kann. Manchmal sei es schwierig, alle Rechnungen zu bezahlen. «Gott sei Dank bin ich gesund!», sagt er mit herzerfrischendem Optimismus. «Gesundheit kann man nicht mit Geld kaufen.»
«Gespart wird beim Essen»
Zehn Tage später – der Caritas-Markt ist inzwischen nach Emmenbrücke umgezogen – erklärt dessen Leiterin Daniela Bürki: «Gespart wird beim Essen und bei den Ausgaben für Kinder.» Oft würden Eltern allerdings eher bei den eigenen Kleidern sparen, um einen Wunsch der Kinder zu erfüllen. Bei Alleinerziehenden gehe meist ein Grossteil des Lohns für die Kita drauf. Doch Bürki wartet an diesem Tag auch mit einer guten Nachricht auf: «Die Praktikantin mit den drei Kindern hat eine Einladung für einen Probe-Arbeitstag in einer Bäckerei bekommen.»
Die Kollekte aus den Gottesdiensten vom 25./26. Januar ist für Caritas Zentralschweiz bestimmt. Der Blick richtet sich dieses Jahr auf armutsbetroffene Familien.