Die Luzerner Landeswallfahrten

Zweimal im Jahr laden die katholische Kirche und der Kanton Luzern zu einer Landeswallfahrt ein – im Frühling nach Maria Einsiedeln, im Herbst zu Bruder Klaus. Die Wallfahrten verbinden und stärken viele Menschen.

Die Wallfahrt nach Sachseln und Flüeli-Ranft

Niklaus von Flüe, genannt Bruder Klaus, wurde geboren um 1417 im Flüeli (Gemeinde Sachseln) und starb am 21.März 1487 im nahegelegenen Ranft. Der Mystiker und Einsiedler genoss bereits zu Lebzeiten höchste Verehrung und wurde 1947 heiliggesprochen. Seit Jahrhunderten suchen die Menschen bei Bruder Klaus (und seiner Frau Dorothea) Rat und tragen ihre Anliegen zu ihm in den Ranft. Das Leben und Wirken von Niklaus von Flüe ist auf der Website des «Fördervereins Niklaus von Flüe und Dorothee Wyss beschrieben.

Die Luzerner Landeswallfahrt nach Sachseln und Flüeli Ranft findet jeweils Anfang September statt. Eine Gruppe macht sich jeweils zu Fuss ab Stans auf den Weg in den Ranft.
 

Luzerner Landeswallfahrt nach Sachseln und Flüeli-Ranft

Seit Jahrhunderten suchen die Menschen bei Bruder Klaus und seiner Frau Dorothea Rat. Die Luzernerinnen und Luzerner tragen jeweils am ersten Mittwoch im September, dieses...

04.09.2024

08:00 bis 15:00

Pfarrkirche Sachseln, Ranftkapelle, Flüeli

Alle Termine

Die Wallfahrt nach Einsiedeln

Nach Einsiedeln wallfahren Menschen schon fast so lange, wie dort das Kloster steht. Sie reiche sicher ins 11. oder beginnende 12. Jahrhundert zurück, ist auf der Wallfahrts-Website des Klosters Einsiedeln zu lesen. Die Schwarze Madonna von Einsiedeln in der Gnadenkapelle ist ein Anziehungspunkt für Pilger:innen: Sie kommen hierher, um zu danken und ihre Anliegen Gott anzuvertrauen. Sie erfahren Einsiedeln als einen Ort der Gnade, der Begegnung und der Besinnung, an dem sie Kraft sammeln können.
 

Aus dieser Überzeugung suchen Luzernerinnen und Luzerner seit jeher das Klosterdorf auf. Gemeinsam tun sie dies jeweils am ersten Wochenende im Mai. Viele machen sich schon am Samstag zu Fuss oder mit dem Velo nach Einsiedeln auf den Weg. Der Sonntag beginnt mit der Teilnahme am Hochamt der Mönche. Eine Delegation der Kantonsbehörden, begleitet von der Standesweibelin, sowie der Synodalrat ziehen gemeinsam in die Klosterkirche ein. Nach dieser Feier trifft sich die Pilgerschar zum Apéro; später sind Synodalrat und Kantonsvertretung zum Mittagessen am Hof des Klosters eingeladen. Am Nachmittag steht die Pilgerandacht auf dem Programm.

Das Wallfahrtswochenende wird abwechselnd von einem der sieben Synodalkreise des Kantons und dessen Pfarreien mitgestaltet.

Eine kleine Geschichte der Wallfahrt nach Einsiedeln

Seit Jahrtausenden sind Pilgerinnen und Pilger unterwegs zu Heiligtümern und Kraftorten. Es sind spirituelle und soziale Erfahrungen, die sie auf ihrem Weg sammeln. Wichtig ist dabei unter anderem, dass sich Menschen begegnen, die sich sonst kaum je begegnen würden. Mit dem Wallfahren waren in früheren Zeiten auch erhebliche Gefahren und oft sogar eigentliche Abenteuer verbunden. Im Laufe der Geschichte kam es nicht selten auch zu Auswüchsen, so dass weltliche und kirchliche Obrigkeiten eingriffen.

Einsiedeln als Wallfahrtsort

  • Mitte 12. Jahrhundert | Legende von der «Engelweihe» der Gnadenkapelle verbreitet sich
  • 1337 | Erster sicherer Beleg von Wallfahrt aus dem Vorarlberg
  • 1353 | Pilgerspital wird gestiftet
  • 1466 | «Grosse Engelweihe» mit vielen Pilgern
  • 16. Jahrhundert | Rückgang der Wallfahrt während der Reformation; Zusammenrücken der katholischen Stände, Einsiedeln wird deren religiöses Zentrum. Offizielle Wallfahrten der katholischen eidgenössischen Stände werden zahlreicher.
  • Ab 1680 | jährlich mehr als 100’000 Pilger in Einsiedeln
  • 1791 | Französische Revolutionsregierung verbietet Wallfahrt nach Einsiedeln
  • 1798 | Helvetische Regierung versucht Wallfahrten zu unterbinden, ebenso der Generalvikar des Bistums Konstanz
  • ab 1815 |  Wiederaufblühen der Wallfahrt
  • 19./20. Jahrhundert | Eisenbahn und Busfahrten verändern die Wallfahrt tiefgreifend
  • 20. Jahrhundert | Einbrüche während der beiden Weltkriegen; starke Zunahme nach dem 2. Weltkrieg, Rückgang ab zirka 1970

Luzerner Wallfahrten

Die Luzerner Landeswallfahrt nach Einsiedeln beruht nicht auf einer langen, auf das Spätmittelalter zurückgehenden Tradition, sondern geht im Wesentlichen auf einen Dank- und Bittgang nach den Freischarenzügen zurück. Trotz dem offiziell anmutenden Titel «Landeswallfahrt» handelte es sich nie um eine offiziell im Namen der Regierung oder des Parlaments durchgeführte, sondern um eine private, durch den Volksverein, den Frauenbund und die Priesterschaft organisierte Pilgerfahrt. Die Regierung wurde in der Regel eingeladen und nahm mit einer Delegation an der Wallfahrt teil. | Jürg Schmutz, Staatsarchivar, April 2011

  • 1798–1803, Helvetik | Organisierte Wallfahrten sind verboten, doch das Verbot erweist sich als schwer durchsetzbar. Reaktion der Helvetischen Regierung: Wenn das Wallfahren nicht unterlassen werden kann, dann wenigstens zu Bruder Klaus und nicht zu einem Marienheiligtum.
  • Ab1845 | Nach den Freischarenzügen wird aus Kreisen des Ruswiler Vereins zu einem Dank- und Bittgang nach Einsiedeln aufgerufen; rund 4000 Menschen nehmen teil. Mindestens bis Ende des 19. Jahrhunderts regelmässig wiederkehrend.
  • 20. Jahrhundert | Regelmässige «Landeswallfahrten» nach Einsiedeln und Sachseln, organisiert vom Schweizerischen katholischen Volksverein (Sektion Luzern), vom Katholischen Frauenbund und von der kantonalen Priesterkonferenz. Die Organisatoren legen Wert auf die Teilnahme einer Regierungsdelegation samt Standesweibel, um damit der Wallfahrt ein offizielles Gepräge zu verleihen. Die Teilnahme einer Regierungsdelegation im 20. Jahrhundert ist nur lückenhaft belegt, aber es scheint, dass sie die Regel war. Gleichzeitig war aber die Regierung auch bemüht, kulturkämpferische Noten oder parteipolitische Akzente zu vermeiden.
  • Ab 2001 | Erste Wallfahrt zu Fuss nach Einsiedeln, um der Luzerner Landeswallfahrt wieder etwas vom ursprünglichen Unterwegs-Sein zu verleihen.
     

Die Fuss- und Velowallfahrt nach Einsiedeln

Zu Fuss

Die Teilnehmenden legen die Strecke von Luzern nach Einsiedeln zu Fuss zurück, mit Ausnahme der Zugfahrt von Küssnacht nach Goldau und des Abschnitts Steinen/Camping Buchenhof–Sattel (Umstieg auf Bus). Unterwegs gibt es Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten. Die Strecke von Luzern nach Einsiedeln misst rund 35 Kilometer (45 Leistungskilometer), ohne den Zugstrecke von Küssnacht a.R. nach Arth-Goldau und die Busfahrt von Steinen/Camping Buchenof nach Sattel.

  • Zur Tour auf Swisstopo / Teil 1 bis Küssnacht, Teil 2 Goldau-Buchenhof, Teil 3 Sattel-Einsiedeln folgt
  • Download der Karte im Masstab 1:25'000 folgt
  • Download GPS-Tracks (alle drei Abschnitte in einem ZIP-Ordner folgt

Mit dem Velo

Die Velowallfahrt, die zugleich mit der Fusswallfahrt stattfindet, will Menschen ansprechen, die sich auf ein sportlich-spirituelles Gemeinschaftserlebnis einlassen möchten. Willkommen sind alle, die gerne auf dem Velo unterwegs sind, genügend Ausdauer darauf haben und Lust auf eine neue Er-Fahrung. Die Strecke misst rund 75 km mit ingesamt gut 1300 m Anstieg. Sie führt entlang des Vierwaldstättersees nach Küssnacht, Weggis, Vitznau und Brunnen, weiter über die Ibergeregg (1406 m) ins Ybrig und vorbei am Sihlsee nach Einsiedeln.

  • Zur Tour auf Swisstopo folgt
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