Die «elbe – Fachstelle für Lebensfragen» stärkt Menschen, ihren eigenen Weg zu finden
Dominik Thali
Die «elbe» kann keine Probleme verschwinden lassen. Probleme sind für das Team aber auch gar keine Messgrösse. Stellenleiterin Hildegard Pfäffli, Psychotherapeutin und Heilpädagogin, spricht dann von Erfolg, «wenn es jemand schafft, mit seiner Herausforderung einen stimmigen Umgang zu finden». Auch wenn bloss klar werde, welches der nächste Schritt sei, fügt Lea Ming an, Sozialarbeiterin und Sexualberaterin. «Denn es geht immer nur um diesen.»
Steigende Nachfrage
Wie weiter? Mit dieser Frage gelangen etwa Paare an die «elbe», die gewahr werden, wie wenig sie noch verbindet, seit die Kinder flügge sind. Sucht eine schwangere Frau Unterstützung, die sich von ihrem Partner getrennt hat und nicht weiss, wie sie mit ihrem Kind über die Runden kommen soll. Oder breitet ein Mann sein Leben aus, der seine eigenen Bedürfnisse so lange zurückgenommen hatte, bis er in die Gewalt abrutschte.
«Krisen sind auch ein Fenster zur Veränderung», sagt Pfäffli. Sie stellt fest, dass immer mehr Menschen, Paare und Einzelpersonen, nach einem konstruktiven Umgang mit ihren Schwierigkeiten suchen. Das schlägt sich in der Nachfrage nieder, die in der Ehe- und Lebensberatung ebenso steigt wie in der Schwangerschaftsberatung. Die «elbe» ist in Luzern, Ob- und Nidwalden die offizielle Stelle für beide Bereiche (siehe Kasten).
Die Schwangerschaftsberatung ist kostenlos. Weil die Kirchen die «elbe» mittragen und finanziell unterstützen, können auch alle zur Einzel- und Paarberatung kommen. Die Tarife richten sich nach dem Einkommen. «Das ist einmalig und wäre ohne Kirchenhilfe nicht möglich», sagt Pfäffli.
«Spüren, was das Leben fordert»
Die kirchlichen Beiträge helfen zudem mit, dass die «elbe» ihre Angebote entwickeln und ausbauen kann. Seit einem Jahr gehört zum Beispiel Mediation zu den Dienstleistungen. Oder: Der Elternkurs «Kinder im Blick» ist neu kein Projekt mehr, sondern wird zweimal jährlich durchgeführt. Beide Angebote helfen Müttern und Vätern, die sich trennen, eigenverantwortlich Lösungen zu entwickeln, die sie danach gemeinsam tragen. Die Idee: Gestärkt aus der Krise kommen.
Die «elbe» zählt fünf angestellte und gegen 20 freie Mitarbeitende. Viele von ihnen sind auch unterwegs. Zum Beispiel bieten sie schon lange für Schulen und Eltern Module in der Gesundheitsförderung und Sexualpädagogik an, neu «Sexualität und digitale Medien». Eine Zusammenarbeit gibt es auch im Bereich Migration, wo sie etwa Sans-Papiers zugute kommt. Über die Fachstelle Fabia schliesslich, ein anderes Beispiel, gelangt die «elbe» an Frauen aus anderen Kulturen, für die es neu das Angebot «Mama, du bist uns wichtig» gibt. Das Ziel: Frauen stärken.
«Spüren, was das Leben fordert», darum gehe es immer wieder, sagt Hildegard Pfäffli. Sie leitet die «elbe» seit fünf Jahren. Mit Begeisterung: «Wenn Menschen mit unserer Unterstützung mutig neue Wege gehen, ist das eine sehr schöne Arbeit.»
Beratung im Auftrag der Kirchen und Kantone
Die Kantone müssen Ehe-, Familien- und Schwangerschaftsberatungsstellen führen. Luzern, Ob- und Nidwalden kommen dieser gesetzlichen Pflicht über die «elbe – Fachstelle für Lebensfragen» in Luzern nach. Die Landeskirchen hatten den Trägerverein der «elbe» 1973 mitgegründet und finanzieren bis heute rund einen Viertel des Aufwands. Der katholische Luzerner Synodalrat Hans Burri präsidiert den Verein.