Eigentlich war ich vorher schon nett
Fleur Budry
«Wertschätzend kommunizieren. Das gelingt mir längst nicht immer. Aber immer öfter. Nun habe ich sogar an einem Workshop zu diesem Thema erfolgreich teilgenommen. Schulterklopf. (Da nützt kein Workshop, wenn ich nicht allen voran mir selbst wertschätzend begegnen kann.)
Im Mai besuchten die Mitarbeitenden der Landeskirche aus Fachbereichen und Verwaltung ein massgeschneidertes Training bei NeumannZanetti in Meggen, in dem es um kundenorientiertes Kommunizieren und Sich-Verhalten ging, um den Einsatz von positiver (Körper-)Sprache. ‹Kenne ich bereits, hatte ich alles schon mal›, dachte ich insgeheim im Voraus. Da das Thema jedoch deutlich meinen Fachbereich kreuzt, war ich auch neugierig.
Der Workshop hat mir wieder mal die Zeit gegeben, alltägliche Büromoves zu hinterfragen. Wir konnten uns unter Kolleginnen und Kollegen austauschen, unterstützen, hinterfragen, korrigieren, gemeinsam bessere Strategien entwickeln. Scheinbar banale Abläufe wie ‹wie gehe ich ans Telefon› wurden unter die Lupe genommen, anhand des Tortenprinzips wurde mir in Erinnerung gerufen, dass vom Bisquit bis hin zum Sahnehäubchen der Gesamteindruck den wirklichen Genuss ausmacht, und mit dem Bild eines Sandwiches im Kopf kann ich nun auch negative Botschaften angenehmer verpacken bzw. konstruktiver anpacken. Beim Teil über ‹floskelhaftes Sprechen› ist jede*r ins Fettnäpfchen getreten, sprich: Wertschätzend Kommunizeren, das betrifft uns alle. Seit diesem Workshop nimmt mein Bürokollege den Hörer anders von der Gabel, und ich lausche kurz mit. Wir korrigieren uns gegenseitig. Auf die humorvolle Art. Denn das Lachen darf dabei keinesfalls verloren gehen.
Ich komme nochmal auf die Torte zu sprechen. Denn ich mag Torten wirklich sehr. Die einzelnen Schichten meinem Umgang mit Kundinnen und Kunden gegenüberzustellen, gefällt mir. Ich mag Torten nicht nur gerne essen, ich backe sie auch mit Freude – für mich eine wundervolle Beschäftigung, vom Teig rühren über Schokoladenträume bis hin zum Finish mit Zuckerperle und Marzipan. Schaffe ich es, mir die Zeit dafür zu nehmen und mich der Sache hinzugeben, übertreffe ich schon mal mich selbst, verblüffe. Dabei sieht meine Torte nicht aus wie die beim Heini, auch wenn der Aufbau sich gleicht. Sie sieht Fleur-like aus. Und nur so kann ich wertschätzend kommunizieren: Mit gewissem Know-how, aber Fleur-like. Stetige Übung und Feedback braucht die beste Bäckerin. Eigentlich war ich ja vorher schon nett. Jetzt bin ich freundlich mit Ausweis.»
Fleur Budry (36) ist Fachverantwortliche im Fachbereich Kommunikation und seit vier Jahren bei der Landeskirche tätig. Davor hatte sie vor allem mit Theater zu tun. Fleur Budry ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Luzern.