Religionsunterricht und Katechese

«Godly play» oder: Mit Jesus auf dem Fussballplatz

Was hat die Geschichte von Jesus, der die Kinder segnet, mit der eigenen Erfahrung auf dem Fussballplatz zu tun? Mit «Godly play» kommen Kinder Fragen auf die Spur, die Leben und Alltag stellen. Ein Besuch im Religionsunterricht der Zweitklasskinder in Doppleschwand.
Katechetin Jolanda Birrer erzählt erst, beim Ergründen der Geschichte bewegen die Kinder die Figuren selbst. | © 2024 Dominik Thali

Im Markusevangelium weist Jesus seine Jünger zurecht, weil sie die Kinder nicht zu ihm vorlassen wollen. Er schart die Mädchen und Buben um sich, segnet sie und sagt zu den Menschen: «Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.»
Im Pfarreisaal von Doppleschwand erzählt Jolanda Birrer an diesem Nachmittag den zehn Zweitklasskindern aus dem Dorf diese biblische Geschichte. Sie tut das mit Hilfe von schlichten Holzfiguren, die sie auf ein Filztuch stellt und bewegt. Wenige weitere Gegenstände genügen, um im Kopf das Bild eines Dorfplatzes entstehen zu lassen. Die Kinder beobachten gebannt.

Biblische Texte werden erlebbar

Birrer ist angehende Katechetin und hat im Herbst die Weiterbildung zur zertifizierten «Godly play»-Erzählerin absolviert. In einem zweiten Schritt kommt sie mit den Kindern über die Geschichte ins Gespräch. Zum Beispiel fragt sie, ob jemand auch schon Ablehnung erfahren habe und doch aber hätte dazugehören wollen. Einer der Buben nickt und sagt: «Ja, auf dem Tschuttiplatz.» Später, nach einer Weile freien Spiels, bewegen sich die Kinder in einer Pantomime zu Szenen aus der Geschichte durch den Raum. Fünf wollen in die Rolle von Jesus schlüpfen, zwei eine Mutter sein. Ein fröhliches Gewusel hebt an. Am Ende sitzen wieder alle im Kreis, es gibt Guetsli und Saft, dann werden Hände geschüttelt und die Schar verstiebt.

«Godly play» – im deutschsprachigen Gebiet: Gott im Spiel – ist ein Konzept, das aus den USA stammt und auf der ganzen Welt verbreitet ist. Einfache Figuren und Gegenstände machten biblische Texte verständlich und erlebbar, sagt Gaby Aebersold. Das spielerische Erzählen schaffe Verbindung zu Lebensfragen: Woher komme ich? Wozu bin ich da? Und wer ist Gott? Aebersold, bei der Landeskirche mitverantwortlich für den Bildungsgang Katechese, leitet im April einen «Godly play»-Erzählkurs mit.

Parallelen zum eigenen Leben entdecken

Jolanda Birrer ist von dem Konzept begeistert und wendet es regelmässig in ihren Unterrichtsstunden an. «Godly Play» eigne sich aber ebenso für Jugendliche und Erwachsene. Für Birrer ist das Konzept eine verständliche Art, biblische Geschichten zu vermitteln, «so, dass sich jede und jeder darin wiederfinden und Parallelen zum eigenen Leben entdecken kann». Sie macht zudem die Erfahrung, dass den Zweiklasskindern mit «Godly Play» Geschichten gut in Erinnerung bleiben. Das Erleben mit den Figuren bleibe haften.
Aebersold fügt an, «Godly play» spreche Alt und Jung gleichermassen an. Das Konzept sei eine Möglichkeit, den eigenen Glauben weiterzuentwickeln und zu vertiefen – für die Teilnehmenden wie die Leitungspersonen.

Hinweis: Der nächste Kennenlerntag findet am 19. Oktober in Luzern statt.

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