Jugendpastoral

Jugendliche Verantwortung üben lassen

Wertschätzung? Während zwei Jahren fragt das «Kirchenschiff» Personen nach ihrer Meinung und ihren Erfahrungen diesem Schwerpunktthema. In der Juli-Ausgabe 2022: Philipp Muff, Jugendarbeiter in den Gemeinden Schüpfheim, Flühli und Sörenberg.
Jugendbüro katholische Kirche Kanton Luzern
Zuhören, nachfragen, anerkennen: Philipp Muff an seinem Arbeitsplatz im Jugendbüro in Schüpfheim. | © 2022 Dominik Thali

«Das Programm machen nicht wir von der Jugendarbeit, sondern weitgehend die Jugendlichen selbst. Wir beteiligen sie und übergeben ihnen Verantwortung. Im Juni zum Beispiel wünschten sich fünf Oberstufen-Schülerinnen eine Fackelwanderung. An zwei Treffen klärte ich mit ihnen alles, was es zu organisieren galt: Ist die Feuerstelle frei? Wer informiert die Gemeinde? Wie werben wir? Und und und. Schliesslich nahmen um die 30 Jugendliche teil und wanderten an einem Freitagabend vom Sörenberg ins Bödeli und zurück.
Oder die Jugendtreffs. In Schüpfheim gehen da schon mal 100 Jugendliche an einem Abend ein uns aus, in Flühli 40. Vom Einkauf über den Service bis zum Abrechnen und Putzen machen sie alles selber. Wir vom Team schauen vielleicht zwischendurch rein, oder ich gehe am Schluss vorbei. Halt auch mal um halb zwei am Morgen.

Wer sich wertgeschätzt fühlt, bringt sich ein

Jugendliche fühlen sich wertgeschätzt, wenn wir sie in ihrem Tun und Sein anerkennen. Wir binden sie ein, und sie merken: Wenn ich selbst etwas mache, kommt auch viel zurück. Bei der Auswertung von Projekten und Jugendtreffabenden merke ich, wie dieser partizipative Ansatz ankommt. Die Jugendlichen sitzen hin und erzählen: Das ist uns gelungen. Das hat genervt. Diesen Streit konnten wir austragen. Oder eben nicht. Oft nehmen sie einen zweiten Anlauf, bei dem sie etwas besser machen wollen.

Das klingt vielleicht nach ‹Heile Welt›. Ist es aber nicht. Ich kenne viele Jugendliche, die in ihren Familien oder in der Lehre wenig Wertschätzung erfahren. Gerade für sie ist es wichtig, eine Anlaufstelle zu haben, wo man ihnen zuhört und mit ihnen nach einer Lösung sucht.

Zudem: Ich bin überzeugt, dass Jugendliche, die ihre Ideen einbringen können und dafür wertgeschätzt werden, auch viel eher bereit sind, sich in der Gesellschaft aktiv zu beteiligen. Das habe ich zum Beispiel letzthin gemerkt, als wir ein Jassturnier für Seniorinnen und Senioren organisierten. Oder in der Pandemie: Da hatten wir uf ei Chlapf 50 Jugendliche beisammen, die für ältere Menschen einkauften. Später übernahmen wir von der Jugendarbeit auch die Zertifikatskontrolle vor den Gottesdiensten.

Jugendarbeit lohnt sich. Das zeigt sich etwa, wenn mir jemand, der heute erwachsen ist, von einem Knopf erzählt, den er oder sie im Beruf oder in der Familie lösen musste, und dann meint: Du, das habe ich damals von dir gelernt.»

Philipp Muff (39) ist Jugendarbeiter für die Gemeinden Schüpfheim, Flühli und Sörenberg, angestellt von den Kirchgemeinden und politischen Gemeinden. Er machte eine Detailhandelslehre, bildete sich zum Sozialpädagogen weiter und trat seine jetzige Stelle 2008 an. Muff ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Grosswangen.

WERTschätzen

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