Kirchenräume umutzen mit Bedacht

Dominik Thali

In der Broschüre «Wenn der Kirchenraum nicht mehr passt» spricht die Bischofskonferenz (SBK) zurückhaltend von «rückläufigen Zahlen der Mitfeiernden von Gottesdiensten, teilweise auch der Kirchenmitglieder». Und: Es sei «absehbar, dass damit mancherorts ein Rückgang der finanziellen Mittel, welche den Kirchgemeinden zur Verfügung stehen», verbunden sei.
Orte der Begegnung
In den Veränderungen sieht die SBK aber Potenzial: Der hohe Wert symbolträchtiger alter Gebäude könne Dritte dazu motivieren, «deren Nutzung mit uns zu teilen, ohne dem primär kirchlichen Nutzen zwingend im Weg zu stehen». Damit unterstreichen die Bischöfe, dass sie «eine andere kirchliche Nutzung» bevorzugen, wenn Bauten nicht mehr gebraucht werden – zum Beispiel für eine Arbeitsstelle oder einen katholischen Verband. Weiter sollen Kirchen und Kapellen «nach Möglichkeit nicht anderen Religionen oder neuen religiösen Gemeinschaften zur Verfügung gestellt werden».
Als weitere Möglichkeit sieht die SBK kulturelle und soziale Nutzungen. Wohnraum schliesslich ist für die Bischöfe «in Kirchenräumen mit geringem kunsthistorischem Wert» denkbar. Darüber hinaus schliessen sie kommerzielle Nutzungen aus – Pfarreizentren ausgenommen.
Einleitend betont die Bischofskonferenz freilich: Die Kirchen, kirchlichen Zentren und Versammlungsräume seien weiterhin bedeutsam für die Gemeinschaft der Gläubigen. Sie prägten das kirchliche Leben als Orte der Begegnung und hätten oft kulturelle Bedeutung über den rein kirchlichen Bereich hinaus. Die Antwort auf die Frage nach einer Umnutzung oder erweiterten Nutzung dürfe deshalb nicht allein ökonomisch oder bautechnisch motiviert sein. «Bevor die hohen Heizungskosten und die vielen leeren Bänke zu kurzsichtigem Aktivismus verleiten», brauche es ein Pastoral- und ein Nutzungskonzept, heisst es in der 18-seitigen Broschüre.
«Kirchen und Kapellen sollen nach Möglichkeit nicht anderen Religionen oder neuen religiösen Gemeinschaften zur Verfügung gestellt werden.»
Die Schweizer Bischöfe
Viele Beteiligte entscheiden mit
Diese skizziert dazu die Phasen und Schritte der Projektplanung – und mahnt zugleich zur Sorgfalt. Dazu gehöre etwa, dass die Seelsorgenden die Trauer und den Vertrauensverlust, der mit Veränderungsprozessen für einige einhergehe, ernst zu nehmen. Anspruchsvoll sind Umnutzungen ohnehin schon der vielen Beteiligten wegen, welche die Broschüre aufzählt: Kirchgemeinde und Pfarrei, Denkmalpflege, öffentliche Hand, die breite Bevölkerung. Die Bischöfe wissen darum und wollen deshalb «alle Betroffenen [ermutigen], in einen ernsthaften gemeinschaftlichen Reflexionsprozess einzusteigen». Der Leitfaden listet dazu am Ende weiterführende Stellen und Links auf.