Bildungsgang kirchliche Jugendarbeit | Jugendpastoral

Kirchliche Jugendarbeit, die in die Tiefe geht

Begleiten, befähigen und vernetzen: So sieht Michael Zingg seine Aufgabe als Verantwortlicher Jugendpastoral der Kantonalkirche. Er will die Kräfte bündeln, damit trotz Personalmangel junge Menschen Kirche spannend erleben können. Auch mal in einer Höhle oder beim Segeln.
Workshop unter der Erde: Michael Zingg(rechts) im Mai 2023 in der Nidlenloch-Höhle mit Personen aus der kirchlichen Jugendarbeit. | © 2023 Michael Zingg

Frage: Im Bistum Basel läuft seit bald zwei Jahren das Projekt «Teilhabe junger Menschen». Doch junge Menschen beteiligen sich wenig am kirchlichen Leben. Lässt sich dies ändern?
Michael Zingg
: Meine Erfahrung zeigt: Wo junge Menschen Verantwortung übernehmen und mitgestalten können, identifizieren sie sich mit dem Absender und setzen sich motiviert ein. Pfadi und Jungwacht Blauring sind die besten Beispiele dafür. 

Frage: Verantwortung übergeben heisst, Verantwortung abgeben.
Michael Zingg:
Ja. Ich ermutige die Pastoralraum-Verantwortlichen, nicht immer alles selbst unter Kontrolle halten zu wollen. Dass sie den Mut finden, loszulassen und jungen Menschen die Chance geben, ihre Kirche mitzugestalten.

Frage: Das muss gewollt werden.
Michael  Zingg
: Eine aktive, auf Beteiligung ausgerichtete offene kirchliche Jugendarbeit trägt zur kirchlichen Sozialisierung bei und wirkt dem Mitgliederschwund entgegen. Es muss den Kirchenräten bewusst werden, dass Jugendarbeit eine Investition in die Zukunft ist. Auch wenn dies Personal braucht und kostet.

Frage: Wie steht es um die kirchliche Jugendarbeit im Kanton Luzern?
Michael Zingg:
Die Pastoralräume wissen, dass sie wichtig ist und nahezu alle investieren darin. Dabei ist weniger schwindendes Interesse an Religion und Glaube das Problem, als vielmehr der Fachkräftemangel.
 

«Eine aktive, auf Beteiligung ausgerichtete offene kirchliche Jugendarbeit trägt zur kirchlichen Sozialisierung bei.»

Michael Zingg

Frage: Was tun?
Michael Zingg:
Besserung ist nicht in Sicht. Es macht deshalb Sinn, die Kräfte auf Pastoralraumebene zu bündeln. Überregionale und kantonale Projekte werden in Zukunft eine wichtigere Rolle spielen.

Frage: Welche Rolle spielt dabei die Landeskirche?
Michael Zingg:
Als Dienstleister stelle ich meine Kompetenzen und Erfahrungen den Pastoralräumen zur Verfügung. Ich berate, begleite und netzwerke, wir entwickeln gemeinsam Projekte und führen sie auch durch. Ich werde so zudem in der Praxis wahrgenommen und verliere nicht den Faden zu den Jugendlichen selbst.

Frage: Jugendarbeit vor Ort, unterstützt von der Landeskirche?
Michael Zingg:
Ja. Wir bringen Potenzial und Talente zusammen. Kantonale Projekte machen Sinn, weil so auch Pastoralräume mit wenig Jugendlichen an Projekten teilnehmen können, die grosse Gruppen erfordern. Und Pastoralräume ohne Jugendarbeitende können trotzdem spannende Angebote machen. Weiter machen wir die Kompetenzen einzelner Personen vielen zugänglich, oder noch wenig erfahrene Jugendarbeitende sammeln in einer grösseren Gruppe Erfahrung, um künftig ein Projekt allein durchführen zu können.

Frage: Machen Sie Beispiele dazu.
Michael Zingg:
Letztes Jahr bot ich als erfahrener Höhlengänger zwei Touren ins «Nidlenloch» im Jura an. Ein Katechet, für den dies neu war, begleitet nun im kommenden Mai eine Höhlentour für Jugendliche aus dem ganzen Kanton. Ein anderes Beispiel: Für 2025 planen wir einen Segeltörn. Weil es dafür mindestens 15 Jugendliche braucht, können auch kleine Pastoralräume das Angebot ausschreiben.

Frage: Übernehmen Sie für Pastoralräume die Jugendarbeit?
Michael Zingg:
Nein. Es müssen jeweils zwei bis drei Pastoralräume in einem OK vertreten sein, sonst führe ich ein Projekt nicht durch.

Michael Zingg (50) ist gelernter Zimmermann, hat sich zum Religionspädagogen weitergebildet und einen Abschluss als Coach und Supervisor. Seit über 20 Jahren ist er in der Jugendseelsorge und kirchlichen Jugendarbeit tätig, seit Sommer 2022 für die katholische Kirche im Kanton Luzern.

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