Landeswallfahrt nach Sachseln: der Dauergast im Ranft
Dominik Thali
«Mich fasziniert Bruder Klaus einfach», sagt Oegerli. «Wie er, in einer Sinnkrise steckend, die Kraft fand, aufzubrechen, sein Rückzug aus Politik und Ämtern, seine tiefe Verbundenheit mit Gott.» Und dann all diese Anfeindungen: «Niklaus von Flüe hätte auch auf dem Scheiterhaufen landen können.»
Oegerli (69) lebt seit über 40 Jahren in Beromünster. Als Salesianer gehört er zum «Don Bosco», er macht Pfarrei- und Jugendarbeit und ist Leitender Priester des Pastoralraums. Ende der Achtzigerjahre kam Oegerli durch ein Klassenprojekt auf den Bruder Klaus, der ihn fortan nicht mehr losliess. Um die 40 Mal, schätzt er, sei er in den all den Jahren mit Kindern und Jugendlichen in den Ranft gepilgert, dazu 25 Mal mit einem Pfarreiverein.
Die Menschen abholen
Bruno Oegerli zögerte deshalb nicht, als er vor vier Jahren angefragt wurde, die Pilgerleitung für die Luzerner Landeswallfahrt nach Sachseln und Flüeli Ranft zu übernehmen. Er wallfahre ohnehin gern, sagt Oegerli, der auch mit dem Velo schon durch halb Europa pilgerte. In Sachseln wird er wiederum mit Gitarre und Mundharmonika am Ambo stehen. Die Menschen abholen zu können sei wichtiger als feste Abläufe, und «Spezialgottesdienste sind sowieso meine Lieblingsbeschäftigung», sagt der Pilgerleiter.
Die Menschen abholen: Das kann und liebt Bruno Oegerli. Am letzten Junisonntag etwa lud er eine Gruppe aus dem Zürcher Langstrassenquartier nach Möischter ein, um die 100 Personen kamen mit zwei Cars, Randständige, Prostituierte und andere mehr. Oegerli hatte Schwester Ariane Stocklin, die an der Langstrasse Gassenarbeit und Seelsorge betreibt, im Jahr zuvor auf der Wallfahrt der Langstrassen-Menschen nach Einsiedeln kennengelernt.
Gemeinschaft leben
Aufgebaut und geprägt hat Oegerli auch das Programm «Jugend und Kirche» in Beromünster: Zehn Anlässe im Jahr auf allen Altersstufen, darunter eine dreitägige Firmreise, 50 bis 60 Kinder und Jugendliche beteiligen sich jeweils. Gemeinschaft mit jungen Menschen zu leben, darum geht es Oegerli; er will Erlebnisse aber immer auch mit einem Impuls verbinden. «Den Gedanken an Gott wachhalten», sagt er dazu.
Oegerli spürt, dass dies immer herausfordernder wird. Er erfährt aber auch, dass manche Samen keimen. Letzthin, fügt er an, hätten ihm zwei Jugendliche gesagt, wenn sie mich nicht erlebt hätten, wären sie wohl nicht mehr in der Kirche.