Kirchliche Behörden

Claudio Spescha, neuer Synodalrat: Er macht gerne «etwas mit Menschen»

Sich austoben: Das liebte Claudio Spescha als Bub. «E chli rutze»: am liebsten in der Jungwacht. Die Jungwacht half ihm später bei der Wahl des Studiums und führte ihn in die Politik. Der neue Synodalrat beherrscht auch das «Rutzen» nach Regeln: auf dem Football-Feld.
«Wo ich mitmache, lande ich immer wieder auch im Vorstand»: Synodalrat Claudio Spescha am Bahnhof seines Wohnorts Malters. | © 2024 Dominik Thali

Fragt man den Enddreissiger nach seinem Beruf, lacht er, überlegt und meint dann: «Vor einem Jahr hätte ich gesagt: Gemeinderat. Jetzt eher: Politiker.» Spescha wurde im April als Sozialvorsteher von Malters bestätigt, ein 50-Prozent-Pensum. Gut 20 kommen nun als Synodalrat hinzu. In absehbarer Zeit vielleicht auch ein Sitz im Kantonsrat: Spescha ist auf der «Mitte»-Liste seines Wahlkreises erster Ersatz. Das Pensum als Schulleiter in Ufhusen hat er auf Beginn des neuen Schuljahres reduziert, nächsten Sommer gibt er diese Stelle ganz auf.

«Was ist richtig und was falsch?»

Jungwacht, Sozialpolitik, Schule, Kirche: Er habe im Studium und im Beruf immer «etwas mit Menschen» machen wollen, erklärt Claudio Spescha. Für die Pädagogik und Soziologie entschied er sich, weil ihn als Jungwachtleiter die Entwicklung von Kindern zu beschäftigen begann. «Wie lernen wir, was richtig und was falsch ist? Das trieb mich um.» Das Studium schloss er mit einer Arbeit über Gewaltkarrieren von Jugendlichen ab. Heute, im Sozialwesen, kommt ihm die Theorie zupass, wenn es zum Beispiel darum geht, für Sozialhilfebezüger:innen Anreize zu schaffen, die sie zur Selbständigkeit motivieren.
 

«In Gremien mitdiskutieren, wo es um gesellschaftlich spannende Entwicklungen geht: Das mag ich.»»

Claudio Spescha, Synodalrat

«Etwas mit Menschen»: Dieses Kriterium war auch entscheidend, als sich Spescha für den American Football entschied – eine ausgeprägte Mannschaftssportart. Bis 17 hatte er beim FC Malters mitgekickt, bis ihn, damals schon mit einer 100-Kilo-Postur ausgestattet, das winterliche Konditionstraining zu langweilen begann. Es folgten 14 Jahre bei den «Zurich Renegades» mit Schweizermeistertiteln und Europacup-Einsätzen, der Wechsel zu den «Luzern Lions», wo er 2012 in den Vorstand kam, das Präsidium von Swiss American Football 2019. Spescha schmunzelt: «Wo ich mitmache, lande ich immer wieder auch im Vorstand.» Genau. Der neue Synodalrat gehört in Malters der Parteileitung an und ist Mitglied des Motteri-Rats. Ein Ehrenamt mit fasnächtlicher Schlagseite. 

Duales System ermöglicht mehr Tempo


Zurück aufs Spielfeld. American Football werde auch als Rasenschach bezeichnet, erklärt Claudio Spescha, weil die Trainer jeden Spielzug von aussen ansagen, wie Schachspieler, die ihre Figuren bewegen. Strategien entwickeln, Taktiken anwenden, «in Gremien mitdiskutieren, wo es um gesellschaftlich spannende Entwicklungen geht»: Das mag und liegt Spescha, seit er über die Verbandsarbeit ins Erwerbsleben einstieg. 

Gefragt ist solches Interesse auch im neuen Amt. Gesellschaftspolitisch wie kirchlich denkt Spescha frei; seine Erfahrungen aus Studium, Verbandsarbeit und Beruf bestätigten ihn in seiner Offenheit, sagt er. Kirchlich geht‘s ihm mitunter zu langsam vorwärts, etwa in der Gleichberechtigung. Aber immerhin: «Dank des dualen Systems haben wir auf der weltlichen Seite die Möglichkeit, uns schneller zu entwickeln.»

Politiker, Jungwächtler, American Footballer

Claudio Spescha (39) wuchs in Malters auf und ist dort seit vier Jahren Gemeinderat und Sozialvorsteher. Er studierte Pädagogik, Soziologie und Kriminologie und war danach kantonal und schweizerisch in der Jugendarbeit tätig, vor allem für Jungwacht Blauring, die er in Malters weiterhin als Präses begleitet. Hinzu kommt ein kleines Pensum als Schulleiter in Ufhusen. Spescha spielte aktiv American Football, engagiert sich in diesem Sport noch ehrenamtlich und betreibt mit Freunden einen Sportartikel-Shop. Claudio Spescha ist verheiratet mit Larissa Spescha-Husmann, Sohn Nino wird bald sechs, Elio vier Jahre alt.

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