Vor Ort kaum Zeit, die Kirche neu zu denken
Umfrage des Bistums zu den Pastoralräumen
Dominik Thali
Die Pastoralräume haben die Zusammenarbeit verbessert. Sie stärken das Bewusstsein, gemeinsam für das kirchliche Leben verantwortlich zu sein. Sie bergen Potenzial, insbesondere für die Projektarbeit. Und: Personen, Räume und Geld lassen sich in grossräumigeren Organisationen wirkungsvoller einsetzen. In diesen Punkten sind sich die Befragten aus der Seelsorge wie aus den Behörden einig. Das kirchliche Leben bringen die Pastoralräume indes noch nicht voran. Denn: «Das strukturelle Problem des Personalmangels steht gelingenden Prozessen oft im Weg. (…) Das innovative Segment bleibt (…) eher unterentwickelt, man konzentriert sich auf das Gehabte.»
«Eine Diskrepanz»
Das sind Sätze aus dem «Schlussbericht zur repräsentativen Befragung in den Pastoralräumen des Bistums Basel 2022»*, der im Januar veröffentlicht wurde. An der Online-Befragung machten 408 pastorale Mitarbeitende mit, 335 Mitglieder von Kirchenräten sowie 27 Mitglieder kantonaler staatskirchenrechtlicher Exekutiven. In der Bistumsregion St. Viktor, zu welcher der Kanton Luzern gehört, war die Beteiligung mit fast 42 Prozent am höchsten.
Zusammenfassend stellt das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI), das die Umfrage im Auftrag des Bistums durchführte, «eine Diskrepanz zwischen der strukturell-organisatorischen Reform und der pastoralen Entwicklung» fest, wie es in dem Bericht heisst. Darin wird der Personalmangel als «unüberbrückbares Hindernis» bezeichnet. Weiter sehen die Befragten das «geringste Potenzial» der Pastoralräume darin, «nahe bei den Menschen zu sein oder die Beteiligung der Gläubigen zu verstärken». Schliesslich glaubt nur eine Minderheit, die Pastoralräume schärften das Profil von Pfarreien, weil diese Schwerpunkte setzten oder sich auf bestimmte Zielgruppen ausrichteten.
Die kritische Sicht widerspiegelt sich in den vielen Kommentaren zur Frage nach Entlastung oder Mehraufwand. Die Pastoralraumleitung bringe «einen enormen administrativen Aufwand mit sich», lautet beispielsweise einer. Entlastend sei andererseits die Koordination der liturgischen Angebote durch den Pastoralraum.
Die Kommunikation verbessern
Die Umfrage macht für das SPI deutlich, «dass der Prozess Zeit braucht – zum Umdenken, zur Implementierung von Massnahmen und zum Experimentieren mit Neuem». Die Empfehlungen am Schluss des Berichts bleiben dann im Allgemeinen. Eine Empfehlung lautet beispielsweise, die Pastoralräume müssten «auch in Zukunft in pastoralen wie organisatorischen Fragen situativ von Fachpersonen (…) beraten und begleitet» werden. Eine andere: Die Bistumsleitung müsse «eine kontinuierliche und transparente Kommunikation» mit den Beteiligten pflegen. In allen Befragungen hatten gemäss dem Bericht «die Kommunikationsleistung und Begleitarbeit der Bistumsleitung eher geringe Zustimmung» erhalten. Etwa sei eingebracht worden, die Information sei «vor allem direktiv» gewesen und es habe «wenig Spielraum» bestanden.
*Eva Baumann-Neuhaus (2022): Evaluation des Pastoralen Entwicklungsplans (PEP) im Bistum Basel. Schlussbericht zur repräsentativen Befragung in den Pastoralräumen 2022 zuhanden der Abteilung Pastoral des Bistums Basel, St. Gallen. (Verfügbar auf bistum-basel.ch)
Der PEP und die Pastoralräume
Die Pastoralräume sind ein Teil des PEP, des «Pastoralen Entwicklungsplans Bistum Basel». Nach drei Jahren Vorarbeit begann im Herbst 2006 unter dem Titel «Den Glauben ins Spiel bringen» dessen praktische Umsetzung. Den Kern des PEP bilden vier Leitsätze, deren letzter am meisten zu reden gab und gibt: «Personal, Strukturen und Mittel auf die Pastoral ausrichten».
Luzern-Stadt war 2009 der erste in unserem Kanton errichtete Pastoralraum, dessen Erweiterung um die Pfarreien Littau und Reussbühl der letzte. 26 Pastoralräume waren ursprünglich geplant, 24 sind es geworden.