Synode

Missbrauch: Synode beschliesst höhere Rückstellung

Rund 1,2 Millionen Franken Gewinn hat die Landeskirche im vergangenen Jahr erzielt. Der grösste Teil davon fliesst an die Kirchgemeinden zurück. Die Kirche legt aber auch eine Reserve für die Kostenfolgen an, welche die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle nach sich zieht.
Thomas Scherer, Präsident der «Sonderkommission Aufarbeitung Missbrauch» fasst vor dem Parlament die ersten Ergebnisse der Kommissionsarbeit zusammen. | © 2024 Dominik Thali

Dieses Konto speist die Landeskirche mit 300‘000 Franken – mit 100‘000 mehr, als der Synodalrat beantragt hatte, der diesen Betrag dem Eigenkapital zuweisen wollte. Die Synode folgte mit 61 gegen 31 Stimmen jedoch einem Antrag der Kommission Diakonie und soziales Engagement. Der überkantonale Genugtuungsfonds für die Missbrauchsopfer werde wohl schon bald leer sein, sagte Kommissionspräsident Michael Zeier-Rast. Doch die Opferhilfe müsse gestärkt werden und es brauche weitere Mittel für die Aufarbeitung. Mit der grösseren Rückstellung zeige die Kirche zudem, dass ihr «eine gründliche und zügige Bearbeitung» des Themas Missbrauch «wirklich ein Kernanliegen» sei.

Die «schwierigste Forderung»

Dies sei «von entscheidender Bedeutung», hatte Synodepräsidentin Susan Schärli-Habermacher in ihrer Einleitung erklärt. Die Veröffentlichung der Pilotstudie im Herbst habe «einen massiven Sturm» über der katholischen Kirche Schweiz ausgelöst. Als Reaktion darauf richtete das Kirchenparlament im November Forderungen an das Bistum und beschloss, die Hälfte des Luzerner Bistumsbeitrags 2024 – 442‘000 Franken – davon abhängig zu machen, ob diese erfüllt werden. Eine Sonderkommission erhielt den Auftrag, dafür Kriterien zu erarbeiten.

Kommissionspräsident Thomas Scherer (Luzern) zog an der Session Zwischenbilanz. Eine unabhängige Stelle etwa, die Missbrauchsfälle entgegennimmt und untersucht, gibt es im Bistum Basel schon seit 2017. Kein Thema ist hier auch die Aktenvernichtung. Die «schwierigste Forderung» hingegen sei «die Anerkennung eines freien partnerschaftlichen Lebens auch für kirchliche Mitarbeitende». Scherer verwies auf die Bischofskonferenz, die dafür eine theologische Kommission eingesetzt habe. Susanna Bertschmann schlug als «einfaches Kriterium» für diesen Punkt eine Erklärung des Bistums vor, wonach die Lebensform kirchlichen Personals bei der Anstellung keine Rolle spiele. Die Kommission wird der Herbstsession Antrag über die Auszahlung der zweiten Hälfte des Bistumsbeitrags stellen.
 

Die Jahresrechnung selbst wurde ohne Wortmeldung genehmigt. Von den gut 1,2 Millionen Franken Gewinn fliessen 884‘000 Franken über einen Beitragsrabatt an die Kirchgemeinden zurück. Der finanzverantwortliche Synodalrat Armin Suppiger sprach von einem «sehr erfreulichen Ergebnis», warnte aber auch: In vielen Kirchgemeinden gingen die Steuereinnahmen der natürlichen Personen als Folge der Austritte zurück und könnten nur durch jene der juristischen Personen aufgefangen werden, die wiederum von der Wirtschaftslage abhängig sind.

Kirche fördert Personal finanziell

Um Geld ging es in einem weiteren Geschäft. In zweiter Lesung genehmigte die Synode einstimmig ein Gesetz, das es ermöglicht, die Aus- und Weiterbildung von kirchlichem Personal im Kanton Luzern finanziell zu unterstützen. Schon vor einem Jahr hatte das Parlament dafür aus dem Jahresgewinn 2022 einen Fonds von 500‘000 Franken geäufnet. Am 1. August tritt das Gesetz in Kraft. «Wir wollen in Menschen investieren, die jetzt oder in Zukunft in der Kirche arbeiten», sagte Synodalrätin Karin Wandeler-Wüest.
 

Zwei neue Synodalratsmitglieder

Die Synode war diesmal auch Wahltag. Das Parlament wählte Simone Parise (Luzern) und Claudio Spescha (Malters) in den Synodalrat, die Exekutive der Landeskirche. Parise wird Nachfolger von Livia Wey, die Ende November zurückgetreten war, Spescha von Hans Burri, der Ende August aufhört. Beide treten ihre Ämter am 1. September an.

Und ausserdem hat die Synode…

  • Martin Käppeli-Hofstetter (Kriens) und Susanne Baumeler (Hochdorf) als neue Mitglieder vereidigt. Sie folgen auf Guido Estermann (Kriens) und Claudia Wedekind (Ermensee).
  • die Jahresberichte der Synodekommissionen und des Synodalrats sowie dessen Rechenschaftsbericht gegenüber dem Jahresprogramm zustimmend zur Kenntnis genommen
  • Den Beitragssatz der mitfinanzierenden Kirchgemeinden im Lastenausgleich für die Jahre 2025 bis 2027 festgelegt.
  • Susanna Bertschmann (Luzern, für Prisca Bucher) in die Staatskirchenrechtliche Kommission und Andrea Britschgi (Luzern, für Thomas Scherer) in die Kommission Diakonie und soziales Engagement gewählt.
  • Natalija Cikoja in die Delegiertenversammlung der Migrantenseelsorge und Bernadette Stauffer in deren Administrativrat gewählt.
  • Synodalverwalter Edi Wigger (Egolzwil) verabschiedet, der Ende Mai nach 15-jähriger Tätigkeit in Pension geht. Als sein Nachfolger wurde der im November gewählte Charly Freitag (Eich) vereidigt.
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